Wie Berufstätige Risiken absichern
22.03.2012. Die private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist eine der wichtigsten Formen der privaten Absicherung. Nachdem der Gesetzgeber vor elf Jahren allen nach Januar 1961 Geborenen die Leistungen aus der gesetzlichen Berufsunfähigkeitsversicherung gestrichen hat, beschränkt sich der gesetzliche Versicherungsschutz auf die heute 52-Jährigen und Älteren. Doch auch diese Altersgruppe musste deutliche Leistungskürzungen hinnehmen. Um das BU-Risiko vollständig abzusichern, kommt also keine Generation Berufstätiger mehr an einer privaten Vorsorge vorbei. Anlass genug, zu fragen, wie es um den BU-Versicherungsschutz der Deutschen bestellt ist. Daher hat Forsa im Auftrag der Gothaer und des F.A.Z.-Instituts 1.002 Berufstätige im Alter zwischen 16 und 60 Jahren zu diesem Thema befragt.
Krankheitsrisiko erkannt, Frauen weniger Schutz
67 Prozent aller Befragten rechnen für sich persönlich damit, in Zukunft einmal an einer schweren Krankheit zu leiden und dadurch berufsunfähig zu werden. Von zehn dieser risikoaffinen Personen verfügen aber nur sechs über eine BU-Versicherung. Nur acht Prozent der Personen mit einem realen Krankheitsrisiko, die noch nicht über einen Versicherungsschutz verfügen, wollen bis 2015 eine Police erwerben. Ein großer Teil der Berufstätigen sieht also trotz der Furcht vor einer schweren Erkrankung von einer einschlägigen Risikoabsicherung ab. 17 Prozent der Befragten schließen eine Krankheit mit folgender Berufsunfähigkeit für sich kategorisch aus. Dabei fällt auf, dass nur 42 Prozent der Frauen, aber 61 Prozent der Männer eine BU-Police besitzen. Darunter sind gut verdienende und junge Menschen besonders häufig vertreten.
Hauptgründe fehlende BU: kein Bedarf,Desinteresse
Was hält die BU-Abstinenzler davon ab, eine entsprechende Versicherung abzuschließen? Ein Teil von ihnen sieht für sich keinen Bedarf an einem Versicherungsschutz, ein anderer Teil interessiert sich nicht für das Thema. Unter den Desinteressierten sind vor allem junge Berufstätige zwischen 16 und 29 Jahren. Dabei besteht gerade für diese Altersgruppe ein erhöhtes durchschnittliches Risiko, im Laufe des Erwerbslebens einmal berufsunfähig zu werden. Laut der Deutschen Aktuarvereinigung werden 43 Prozent der heute 20-Jährigen in Zukunft berufsunfähig werden. Die Befragten selbst schätzen diesen Anteil hingegen im Durchschnitt auf nur 26 Prozent. Damit liegt rund die Hälfte von ihnen deutlich unter der offiziellen Prognose. Statt auf Versicherungsprodukte verlassen sich die Befragten ohne eine BU-Police darauf, dass sie ihren Lebensstandard im Falle einer Berufsunfähigkeit mit Hilfe der Einnahmen aus der gesetzlichen Renten- sowie der Krankenversicherung aufrechterhalten können. Private Einnahmequellen wie das Einkommen des Lebenspartners und eigenes Vermögen führen sie erst in zweiter Reihe an.
BU-Policen sollen flexibel sein
Berufsleben verlaufen nicht immer geradlinig. Berufsanfänger beziehen in der Regel kleinere Gehälter und können zunächst keine großen finanziellen Sprünge machen. Auch für die beruflich Etablierten besteht das Risiko, in Lebenssituationen zu geraten, in denen es ihnen schwerfällt, die Beiträge für ihre BU-Versicherung zu leisten. Deshalb befürworten die Befragten BU-Verträge, die ihnen die Option auf flexible Beiträge natürlich unter entsprechender Einschränkung der Versicherungsleistungen gewähren. Da diese Policen zu den teureren Assekuranzprodukten zählen, ist den Berufstätigen Flexibilität im Hinblick auf ihre individuelle Lebenssituation wichtig.
Die meisten Befragten unter 30 Jahren begrüßen günstige Einsteigertarife. Die Berufstätigen benötigen im Durchschnitt knapp 1.600 Euro an monatlicher Berufsunfähigkeitsrente, um im Ernstfall einen zufriedenstellenden Lebensstandard genießen zu können. Dabei haben Männer einen deutlich höheren Finanzbedarf als Frauen, der auch durch entsprechende Versicherungsverträge und Prämien gedeckt werden müsste.
Den Befragten ist es besonders wichtig, dass die BU-Rente tatsächlich die Lücke im Gehaltsausfall schließt. Entsprechend hoch müssten die vertraglich festgeschriebenen Versicherungsleistungen sein. Eine weitere Sorge der Berufstätigen ist die Verlässlichkeit der Assekuranz hinsichtlich der Leistungszusagen. Vor allem die Personen, die eine Familie haben, legen Wert darauf, dass ihre Angehörigen über die Police im Leistungsfall mitversorgt sind und nicht nur sie selbst.
Studie im Einzelnen
Die Studie steht hier als PDF-Download bereit:
Forsa Studie "Berufsunfähigkeit 2012 das unterschätzte Risiko, Wie Berufstätige Risiken absichern" im Auftrag der Gothaer und des F.A.Z.-Instituts
Auszug aus dem Vorwort:
"Die Studie zeigt auf, wie groß der Bedarf an BU-Versicherungen unter den Berufs tätigen ist und wie sich ihre Nachfrage in den kommenden drei Jahren voraussichtlich entwickeln wird. Sie analysiert zudem, wo die Menschen ihre persönlichen Gesundheitsrisiken sehen und wie sie sich dagegen wappnen wollen vorausgesetzt, sie haben noch keine BU-Versicherung abgeschlossen. Daran schließt sich die Frage an, aus welchen Gründen ein Teil der Erwerbstätigen bislang noch keine solche Police gekauft hat. Was können die Anbieter tun, damit ihre Produkte auf eine größere Nachfrage stoßen? Die Studie richtet zudem den Fokus auf Frauen und ihre Haltung zu Berufsunfähigkeitsversicherungen."
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