Update zur Studie Garantiekosten in der Altersvorsorge - Garantiekostenindex erreicht neuen Höchststand

17.05.2017. Der Garantiekostenindex (GKI) hat im Jahr 2016 aufgrund des extremen Niedrigzinsumfelds einen neuen Höchststand erreicht. Über 200.000 Euro kann die Kapitalgarantie für einen durchschnittlichen Vorsorgesparer in Altersvorsorgeprodukten kosten. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Dr. Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance & Management in einer aktuellen Studie mit dem Titel „Garantiekosten in der Altersvorsorge 2017 – Update der Garantiekostenstudie“. Er hat die Kosten untersucht, die einem Anleger entstehen, wenn sein langfristiger Sparplan mit einer 100-Prozent-Garantie der eingezahlten Sparbeträge verbunden ist. So hat er errechnet, dass für eine heute 25-jährige Anlegerin, die bis zu ihrem Renteneintritt mit 67 Jahren jeden Monat 50 Euro in einen Sparplan einzahlt, die Garantiekosten im Laufe des Jahres 2016 deutlich angestiegen sind: Aktuell betragen diese rund 160.000 Euro, in der Spitze des vergangenen Jahres lagen sie bei über 200.000 Euro.

Garantiekostenindex als Preisschild im Zeitablauf

Die Garantiekosten werden ermittelt, indem zwei Sparpläne miteinander verglichen werden – ein Sparplan mit hundertprozentiger Garantie tritt an gegen einen Sparplan bei komplettem Verzicht auf die Garantie. Die Garantiekosten sind dabei die Differenz des mittleren Endvermögens der beiden Sparpläne. Der Vergleich erfolgt ohne Kosten, um nur die Effekte des puren Ansparvorgangs und der unterschiedlichen Allokation der investierten Gelder zu vergleichen. Als Ergebnis werden die Opportunitätskosten einer starren 100 Prozent Kapitalgarantie über die zurückliegenden Jahre aufgezeigt. Somit erhalten Garantien einen hypothetischen Euro-Wert im Sinne eines greifbaren „Preisschilds“. Der Garantiekostenindex stellt das Preisschild im Zeitablauf dar. Grund für den neuen Höchststand des Garantiekostenindex sind die weiter gesunkenen Zinsen. Diese treiben die Opportunitätskosten, die letzten Endes die Anleger in Form von entgangener Rendite tragen müssen, in die Höhe. Die Anbieter müssen die Garantie über Investments in Sicherheitsanlagen wie Staatsanleihen abdecken. Da diese jedoch derzeit sehr wenig Ertrag bringen, ist der Anteil des vom Sparer eingezahlten Kapitals, das für die Sicherung des Geldes aufgewendet werden muss, sehr hoch. Der Anteil für den Kapitalzuwachs – also etwa für Investitionen in Aktien – fällt hingegen sehr gering aus.

Entscheider haben wegen hohen Garantiekosten dringenden Handlungsbedarf bei Altersvorsorge

Für Olaf Stotz zeigen die Ergebnisse eine eindeutige Tendenz. Mit zurückgehendem Zinsniveau sind im vergangenen Jahr die Kosten für die Kapitalgarantien weiter deutlich angestiegen. Mit über 200.000 Euro Kosten (Stand des Garantiekostenindex Mitte 2016) lagen sie sogar bei dem Achtfachen der eingezahlten Beträge. Für die Anbieter und die politischen Entscheider wird es immer dringender, über die jetzige Form der Garantien in Altersvorsorgeprodukten nachzudenken. Eine Flexibilisierung der Beitragsgarantie-Pflicht scheint unausweichlich, um die Attraktivität staatlich geförderter Altersvorsorge für heutige und zukünftige Generationen zu wahren.

Negative Seiten einer Garantie in der Altersvorsorge

In seiner Studie kommt Olaf Stotz zu dem Schluss: „Die Entwicklung des Garantiekostenindex zeigt eindrucksvoll, wie sich das aktuelle Niedrigzinsumfeld auf Altersvorsorgeprodukte und ihre Kapitalgarantien auswirkt. Die hohen Garantiekosten und der starke Anstieg im letzten Jahr dürften kaum einem Anleger bewusst sein. Er kennt nur die positive Seite der Garantie, denn als Anleger bekommt er zumindest sein eingezahltes Geld zurück. Aber ein Verzicht auf die Garantie könnte sein Altersvorsorgevermögen deutlich schneller wachsen lassen, ohne dabei das Risiko signifikant zu erhöhen. Nur unter Kenntnis des Preis-Leistungs-Verhältnisses – wie es beispielsweise der Garantiekostenindex liefert – könnte er den Nutzen einer Garantie einschätzen, um dann eine bessere Entscheidung für seine Altersvorsorge zu treffen.“

Umdenken des Gesetzgebers bei Garantie zwingend erforderlich

Frank Breiting, Leiter private Altersvorsorge und Versicherungen bei der Deutschen Asset Management, fügt hinzu: „Das geplante Garantieverbot bei der Betriebsrente geht ganz klar in die richtige Richtung. Nun ist es an der Zeit, auch die gesetzlich vorgeschriebene Garantiepflicht bei Riester fallen zu lassen. Den Bürgerinnen und Bürgern sollte überlassen sein, eigenverantwortlich über die Notwendigkeit und Höhe von Beitragsgarantien in ihrer Altersvorsorge entscheiden zu dürfen. Die Zinsen am Kapitalmarkt haben sich seit der Einführung der staatlich geförderten Riester Rente vor über 15 Jahren radikal verändert. Ein Umdenken des Gesetzgebers in puncto Garantie ist nun zwingend erforderlich, um den politischen Rahmen einer zeitgemäßen Überarbeitung zu unterziehen.“

Download Studie „Garantiekosten in der Altersvorsorge 2017 – Update der Garantiekostenstudie

Zur ersten Studie Garantiekosten in der Altersvorsorge

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