Schwache Konjunktur, mehr Insolvenzen: Zahlungsausfälle steigen deutlich
17.12.2024. Die deutschen Kreditversicherer verzeichnen für das Jahr 2024 mehr Zahlungsausfälle und rechnen mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen.
Schäden in Höhe von fast einer Milliarde Euro - Steigerung von rund 25 Prozent
Die schlechte Wirtschaftslage in Deutschland macht sich in einem deutlichen Anstieg der Zahlungsausfälle bemerkbar. „Nach einer Hochrechnung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) müssen die Warenkredit- und Kautionsversicherer im laufenden Jahr für Schäden in Höhe von fast einer Milliarde Euro geradestehen – das entspricht einer Steigerung von rund 25 Prozent“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV. Gegenüber 2021 habe sich die Summe der versicherten Zahlungsausfälle gar verdoppelt.
Kreditversicherer erwarten 2025 noch mehr Insolvenzen
„Jeder Zahlungsausfall kann verheerende Folgen für die Liquidität eines Unternehmens haben und im schlechtesten Fall bis zur eigenen Insolvenz führen“, sagt Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im GDV. In diesem Jahr erwarten die Kreditversicherer bis zu 22.500 Unternehmensinsolvenzen, rund 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Angesichts der schlechten Konjunkturaussichten rechnen die Kreditversicherer nicht mit einer raschen Trendwende. „Für 2025 erwarten wir einen weiteren Anstieg der Insolvenzen von fünf bis zehn Prozent auf bis zu 24.500“, so Langen.
Deckungsvolumen erreicht mit über 600 Milliarden Euro neues Rekordhoch
Trotz des aktuell schwachen wirtschaftlichen Umfelds decken die deutschen Kreditversicherer 2024 mit über 600 Milliarden Euro höhere Ausfallrisiken als je zuvor (+1,5 Prozent). Zum Deckungsvolumen der Warenkreditversicherung (505 Milliarden Euro) kommen weitere 97 Milliarden Euro aus Kautionsversicherungen, mit denen die Versicherer Bürgschaften und Garantien zur Verfügung stellen. „Die Kreditversicherer übernehmen damit in schwierigen Zeiten zusätzliche Verantwortung und leisten einen wichtigen Beitrag zur Stabilität der deutschen Wirtschaft“, sagt Käfer-Rohrbach.
Sorge vor beschleunigter Deindustrialisierung
Hohe Risiken sehen die Kreditversicherer aktuell unter anderem in der Bauwirtschaft, die unter einer Auftragsflaute bei Wohn- und Gewerbeimmobilien leidet. Die Automobilindustrie stehe inklusive der Zulieferer mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel, den nicht jedes Unternehmen überleben werde. Sorgen bereiten darüber hinaus die hohen Energiepreise. Die deutlich günstigeren Preise in Amerika oder Asien könnten in energieintensiven Branchen wie Chemie, Papier, Stahl oder Aluminium zu einer Verlagerung an günstigere Standorte im Ausland führen. „Langfristig droht eine beschleunigte Deindustrialisierung, die gravierende Auswirkungen auf Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland haben könnte“, so Langen. Schon heute hätten die harten Sparprogramme und der angekündigte Stellenabbau vieler Unternehmen negative Folgen für die Konsumlaune und damit für den Handel. „Die Angst vor dem Jobverlust ist zurück“, so Langen. In diesem Umfeld würden die Menschen ihr Geld lieber sparen als ausgeben. Gleichzeitig sind die Kreditversicherer von der grundlegenden Stärke der deutschen Wirtschaft überzeugt. „Die deutsche Wirtschaft tritt aktuell auf der Stelle, hat aber alle Voraussetzungen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Daher haben wir unsere Deckungssummen auch in diesem Umfeld weiter erhöht“, so Langen. Für eine neue Wachstumsdynamik seien aber insbesondere zukunftsorientierte Investitionen und weniger Bürokratie nötig.
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